Caritas - Segen für wen?

Foto: WWW.CARITAS.AT, MICHAEL APPELT
Foto: WWW.CARITAS.AT, MICHAEL APPELT

Gerade in den letzten Monaten wurde viel über die Caritas diskutiert, aber viele ungeklärte Grundfragen gibt es schon seit Jahren. alles roger? bekam ein Mail mit angeblichen Fakten und Zahlen, in dem sowohl SOS Mitmensch als auch und vor allem die Caritas massiv angegriffen wurden. Wir versuchten Licht ins Dunkel zu bringen und begaben uns auf Spurensuche, was gar nicht so einfach war.


Text: Roland Hofbauer

Bereits im September letzten Jahres bekam alles roger? ein Mail von einem angeblich früheren Mitarbeiter der Caritas, der behauptete auch schon für SOS Mitmensch tätig gewesen zu sein. Konkret brachte der Verfasser folgende Punkte gegen die Organisationen vor:

> Bei beiden Organisationen, also SOS Mitmensch und der Caritas, kommen im Schnitt nur zwischen 14 und 32 Prozent des gespendeten Geldes wirklich bei den Bedürftigen an 

> Utopische Gehälter für unnötig viele Direktoren bei der Caritas

> Unnötige Anschaffungen, wie jedes Jahr fette Dienstautos oder luxuriöse Büros für leitende Angestellte der Caritas

> Österreicher werden gegenüber Asylanten durch die Caritas klar benachteiligt

Nun wäre es an sich ein Leichtes, diese Anschuldigungen aus dem Weg zu räumen, dazu würde man wahrscheinlich ein maximal fünfminütiges Gespräch mit den Organisationen brauchen. Leider war das aber nicht möglich, denn weder die Caritas noch SOS Mitmensch haben auf unsere Interviewanfrage reagiert. Obwohl das eigentlich armselig ist, muss man trotzdem festhalten, dass keine der in dem Mail vorgebrachten Anschuldigungen stimmt. Zumindest sieht das ein Insider so, der aktuell bei der Caritas arbeitet und alles roger? vertraulich Auskunft gegeben hat. 

Fakten

Fakt ist, die Caritas bekommt fast eine Milliarde an Spenden und Zuschüssen pro Jahr. 574 Millionen davon stammen aus öffentlichen Mitteln, das heißt, das bezahlen wir Steuerzahler, ob wir wollen oder nicht. 191 Millionen davon werden für Migrationsagenden verwendet, mancher Meinung nach eindeutig zu viel, aber alles ist rechtens. Offiziell laufen maximal zehn Prozent der Spenden in die Verwaltung der Caritas, der Rest kommt auch wirklich bei den Bedürftigen oder eben auch nur scheinbar Bedürftigen an. Laut unseres Informanten, sollen bis zu 13,5 Prozent der Spenden in die Verwaltung und Co. geflossen sein. Das würde aber durch geschicktes legales Verbuchen nicht offensichtlich und sei trotzdem noch ein wirklich guter Wert. Allfällige "Nebenkosten" für Chauffeure, Dienstwägen und andere Sachbezüge scheinen offiziell nirgendwo auf. Ein Wert von zehn Prozent gilt im internationalen Vergleich als grober Maßstab. Jene Hilfsorganisationen, die geringere Verwaltungsausgaben haben, gelten als sehr effizient.

Fragwürdig ist da eher die Verhaltensweise von Caritas-Präsident Michael Landau. 

Mit seiner Diktion übt sich der Caritas-Direktor gern wie ein über der Regierung stehender Befehlshaber, der "Forderungen" artikuliert und diese mit "muss" und "darf nicht" unterstreicht. Das klingt fast so, als müssten Kanzler und Minister bei ihm zum Rapport antreten. Auch seine ständigen Scharmützel mit der FPÖ sind nicht wirklich hilfreich. "Es würde dem Herrn besser stehen, sich einmal sachlich zu äußern und auch einmal Kritik zuzulassen", so der Caritas-Mitarbeiter, der anonym bleiben möchte. 

Skandal in Deutschland

In Deutschland wurde ein gewaltiger Skandal öffentlich, der bis heute nicht restlos geklärt wurde. Caritas-Geschäftsführer Rainer Flinks hat sich über Jahre Geburtstagspartys, ein schickes Büro und eine satte Gehaltserhöhung bezahlen lassen. Die meisten Rechnungen konnte er selbst abzeichnen. Dem nicht genug, ließ sich Flinks um einen fünfstelligen Betrag auch ein neues Büro einrichten. Der Caritas-Chef argumentierte, die Ausgaben wären "verhältnismäßig" gewesen. Sein Zusatzstudium zum MBA um stattliche 18.000 Euro wurde ebenfalls von den Spendengeldern finanziert. 

In Österreich dürfte alles mit rechten Dingen zugehen, was aber auch am fantasievollen Firmen- und Organisationsgeflecht liegen könnte. Die Caritas bringt es in Sachen Integration zu einer wahren Meisterschaft der Förderung, nicht zuletzt dank einer - nur einer länderübergreifenden Großorganisation möglichen - Raffinesse: Um nicht als Einzelsubventionsantragsteller mit hohen Gesamtsummen aufzufallen, teilt man Ansuchen auf Bundesländerzweigvereine, etwa Caritas Wien, Caritas Eisenstadt, Caritas Graz-Seckau sowie Caritas Linz auf. In Wien tragen Projekte klingende Bezeichnungen wie "Projekt Brunnenpassage - integratives Kulturprogramm unter dem Motto Kunst für alle", "Spracherwerbsmaßnahmen für Asylberechtigte", "Integrationsprojekt für Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte" oder "peppa - Interkulturelles Mädchenzentrum ", und ähnliches.

Während sich die Caritas mit zunehmender Intension um die Flüchtlinge kümmert und diese hofiert, obwohl manche kriminell sind und falsche Angaben zu Alter und Herkunftsland machen, wird die österreichische Bevölkerung vernachlässigt. Denn die Armut wächst rasant: fast 18,3 Prozent der Bevölkerung (1,5 Millionen Menschen) sind arm oder armutsgefährdet. Die Schere zwischen Arm und Reich wird immer größer. Armut ist ein Verteilungsproblem, gerade in Wien. Neben den geschätzten 8.000 permanent Obdachlosen nehmen über 7.100 Menschen zeitweise Obdachloseneinrichtungen in Anspruch. In Wien stehen 4.500 Wohn- und Schlafplätze für Menschen ohne Wohnung zur Verfügung. Expertenschätzungen zufolge sind in Österreich insgesamt rund 12.000 Menschen wohnungslos. Vielleicht sollte sich auch die Caritas in erster Linie einmal um die eigenen Leute kümmern, bevor sie für Gott und die Welt das Christkind spielt.

Lediglich zwei der Fragen hat die Caritas  uns beantwortet. Besser gesagt, wir konnten uns die Antworten von der Homepage kopieren.

Wie kann ich sicher sein, dass meine Spende auch ankommt?

Ihr Geld kommt an! Das ist gar keine Frage. Caritas-Arbeit kann man sehen und anfassen. Die Hospizbegleitung, Beratungsstellen, die Katastrophenhilfe und alle anderen sozialen Angebote der Caritas sind konkrete, sichtbare Hilfen. Sie können Ihre Spende einem bestimmten Zweck/Projekt widmen, indem Sie bei Ihrer Einzahlung vermerken, wofür die Caritas Ihre Spende verwenden soll. Ungewidmete Spenden setzt die Caritas dort ein, wo Hilfe gerade am nötigsten gebraucht wird.

Wie viel Geld wird für die Verwaltung verwendet?

Die Caritas hat sich selbst die Vorgabe gesetzt, mindestens 90 Prozent der Spenden direkt für die konkrete Hilfe einzusetzen. Das bedeutet, dass von jedem Spenden-Euro maximal zehn Cent für Öffentlichkeitsarbeit und Serviceleistungen für Spenderinnen und Spender verwendet werden. Die Investition in Spendenaufrufe und Öffentlichkeitsarbeit sichert nachhaltig die Hilfe für Menschen in Not - denn jeder in Fundraising eingesetzte Euro bringt das Neunfache an Spenden für Menschen in Not. 

Dass die Caritas diesen Anteil mit maximal zehn Prozent so gering halten kann, liegt zum einen an einer Vielzahl von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen in den Gemeinden und Pfarren, die die Caritas tatkräftig bei Sammlungen unterstützen. Zum anderen kann die Caritas dank der Werbewirtschaft auch über die Medien um Spenden werben - entweder kostenlos oder zu ganz speziellen Tarifen Plakate, Inserate, Online-Banner oder Radio -und TV Spots schalten.

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