Rund 25 Jahre nach dem Ende der Apartheid in Südafrika ist der Traum vom bunten, friedlichen, multikulturellen Regenbogenland längst zum Albtraum geworden. Weiße werden in großer Zahl ermordet. Doch der Mainstream und die EU-Politik schauen weg.
Text: Werner Reichel
Es ist nicht sicher, du bist nie sicher", sagt die junge Frau mit ihrer kleinen blonden Tochter im Arm in die Kamera. Sie ist verzweifelt. Sie lebt in Südafrika - auf einer Farm. Das Leben der weißen Farmer ist dort in den vergangenen Jahren immer gefährlicher geworden. Die Mutter schildert der Journalistin und Aktivistin Lauren Southern ihren Alltag: Um halbwegs sicher schlafen zu können, wird das Farmhaus verbarrikadiert, werden alle Türen und Fenster verriegelt, das Gewehr liegt stets griffbereit. Diese Maßnahmen sind nicht übertrieben. Von der "Regenbogen-Nation", die seinerzeit Präsident Nelson Mandela ausgerufen hat, ist nicht viel geblieben. Rund 25 Jahre nach dem Ende der Apartheid ist der Traum vom bunten, friedlichen, multikulturellen Regenbogenland längst zum Albtraum geworden.
Obdachlosigkeit und Morde
Der Rassismus gegen Weiße ist in Südafrika mittlerweile allgegenwärtig. Sie werden etwa durch den Black Economic Empowerment Act bei der Jobsuche systematisch benachteiligt. Viele Weiße aus der Unterschicht landen auf der Straße. Es gibt mittlerweile eigene Camps für sie. Die weißen Südafrikaner sind überdurchschnittlich oft Opfer von Gewalt. Obwohl sie nur neun Prozent der Gesamtbevölkerung stellen, sind 20 Prozent der Mordopfer Weiße. Bei den Farmern ist das Risiko ermordet zu werden noch um ein Vielfaches höher. Sie sind das Ziel von systematischer Gewalt. Im vergangenen Jahr sind bei 463 Angriffen auf Farmen 94 Menschen ermordet worden. Dabei gehen die Täter mit äußerster Brutalität vor. Sie töten und foltern auch Kinder und Frauen. In der Dokumentation Farmlands von Lauren Southern, von der die ersten Ausschnitte bereits im Internet zu sehen sind, schildert eine Tatort-Reinigerin einen Fall, wo die Täter einen zwölfjährigen Buben in eine Wanne mit kochendem Wasser gestoßen hatten. Immer wieder haben die Farmer gegen solche Gräueltaten protestiert.
Weiße Flüchtlinge nichts wert
Doch die südafrikanische Regierung ignoriert das Thema. Es gibt nicht einmal eine offizielle Statistik zu den Farmmorden. Die weißen Farmer sind völlig auf sich alleine gestellt. So wie die europäischen Mainstreammedien interessiert sich auch das EU-Parlament nicht für deren Leid. Dort lehnte man vor Kurzem einen Antrag der britischen EU-Abgeordneten Janice Atkinson ab, über dieses Thema zu debattieren. Für Europas Politik und Medien gilt das politisch korrekte Dogma, wonach Weiße, insbesondere weiße Männer, niemals Opfer, sondern immer nur Täter sein können. Entspricht etwas nicht diesem simplen und rassistischen Denkmuster, wird es ignoriert oder umgedeutet.
Australien sieht das anders. Die konservative Regierung in Canberra hatte vor einigen Wochen angekündigt, weiße Farmer aus Südafrika als Flüchtlinge anerkennen zu wollen. Innenminister Peter Dutton sagte, die verfolgten Farmer bräuchten den Schutz eines "zivilisierten Landes". Dieser Sager versetzte die südafrikanische Regierung in helle Aufregung.
Enteignung als "Gerechtigkeit"
Auslöser für die Ankündigung Australiens war der Beschluss des Parlaments in Kapstadt, weiße Farmer ohne jede Entschädigung enteignen zu können. Bereits seit vielen Jahren drängen die linksextremen Economic Freedom Fighters (EFF) auf die Enteignung der verhassten Weißen. Der African National Congress (ANC), die Regierungspartei, hat unter ihrem neuen Chef Cyril Ramaphosa nun zugestimmt. EFF-Vorsitzender Julius Malema meinte, die Zeit der Aussöhnung sei nun vorbei: "Jetzt ist die Zeit für Gerechtigkeit gekommen." Die Weißen sollen das Land an die Schwarzen zurückgeben.
Die Buren, niederländische Bauern, besiedelten Südafrika bereits Mitte des 17 Jahrhunderts. Sie leben also seit mehreren Hundert Jahren in Afrika. Jene Afrikaner, die das Land nun für sich beanspruchen, sind erst viel später aus Zentralafrika eingewandert. Zudem musste das Land unter großen Anstrengungen urbar gemacht werden. Doch abseits solcher historischer Fakten, die die EEF ohnehin nicht interessieren, hätte eine solche Enteignung nicht nur für die Farmer, sondern für das gesamte Land und seine Wirtschaft katastrophale Folgen. Das hat Simbabwe, das ehemalige Rhodesien, bereits eindrucksvoll bewiesen.
Simbabwe als Vorbild?
Im dem nördlichen Nachbarland Südafrikas hatte Langzeit-Diktator Robert Mugabe um die Jahrtausendwende die weißen Farmer zumeist britischer Herkunft enteignet und vertrieben. Viele wurden auch ermordet. Von den einst 5.000 Farmern sind nur rund 200 im Land geblieben. Die Folgen waren und sind katastrophal. Die einstige Kornkammer Afrikas wird nun von Hungerkatastrophen heimgesucht. Die neuen Besitzer waren nicht in der Lage, die Farmen zu bewirtschaften. Die landwirtschaftliche Produktion in Simbabwe kam fast völlig zum Erliegen. Das Land, einst ein großer und wichtiger Nahrungsmittelexporteur, kann nicht einmal mehr die eigene Bevölkerung ernähren. Seit einiger Zeit versucht Simbabwe deshalb, die wenigen im Land verbliebenen weißen Farmer zu halten und die vertriebenen wieder ins Land zu holen. Ohne sie geht es offenbar nicht.
Kleiner Hoffnungsschimmer
Auch in Südafrika würde die landwirtschaftliche Produktion wohl weitgehend zum Erliegen kommen. Möglicherweise ist sich dessen auch Präsident Ramaphosa bewusst. Immerhin hat der ANC die geplante entschädigungslose Enteignung, mit der sich nun der Parlamentsausschuss für Verfassungsfragen auseinandersetzt, mit ein paar Zusätzen entschärft. So müssen die entschädigungslosen Enteignungen "die landwirtschaftliche Produktion und die Versorgungssicherheit verbessern" und es muss sichergestellt sein, "dass diejenigen das Land zurückerhalten, denen es genommen wurde". Beide Forderungen sind, wenn man sie ernst nimmt, nur schwer zu erfüllen. Zumindest ein kleiner Hoffnungsschimmer für die verzweifelten weißen Farmer, die seit Generationen erfolgreich ihr Land bewirtschaften.