Endzeit: So rüsten Sie sich für den Ernstfall

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Hamster sind ausverkauft! So spöttelte man im Netz über die Aufforderung der deutschen Bundesregierung, sich mit Notfallrationen einzudecken. alles roger? folgte dem Hype und fand raus, dass der Zivilschutz populärer ist denn je. Am 1. Oktober heulten auch bei uns die Sirenen! Vielleicht ein Weckruf. Text: Martina Bauer

 

Der Strom ist aus. Plötzlich ist es finster. Überall. In jeder Wohnung. In jedem Haus. Auch auf der Straße. Kerzen? Das ist nur was für Romantiker. Bedient man den Wasserhahn, kommt statt kühlem Nass nur grauenvolles Blubbern. Alles Flüssige im Haushalt beschränkt sich auf ein paar Dosen Bier und ein paar Schnäpse. Die können in schweren Zeiten zwar auch gute Freunde sein. Nicht aber in diesen. Stunden später strömen neben kleinen Rinnsalen auch üble Gerüche aus dem Gefrierschrank. Es ist zum Kotzen. Aber eher nicht in die Toilette, zumal die Kanalisation auch nicht mehr funktioniert. Das gleiche gilt für die Heizung. Es ist kalt. Wen man anrufen soll, braucht man sich nicht zu überlegen, weil die Handynetze schon längst keine Verbindung mehr haben. Ans Internet ist seit Beginn des Blackouts nicht mehr zu denken. Hunger! Kochen wäre schön. Geht aber nicht. Ein Himmelreich für eine Dose Thunfisch …


Diese Momentaufnahmen könnten sich im Katastrophenfall über sieben Tage oder länger ziehen. Zumindest sollte jeder Haushalt so lange auf den worst case, nämlich ohne Strom und Einkäufe auszukommen, vorbereitet sein. Da vergehen einem dann die Hamsterwitze. Wer in einem Haus am Land wohnt, über genügend Brennholz verfügt und damit nicht nur Öfen, sondern auch einen Küchenherd befeuern kann, hat die Nase eindeutig vorn. Wer aber in einer Einzimmerwohnung in der Großstadt lebt, hat nicht so gute Karten. Und dennoch sollten sich alle Österreicher mit dem Thema Zivilschutz beschäftigen.


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Wenn wir Kurbelradios brauchen, dann weiß die Frau Merkel vielleicht mehr … Eine Überlegung, die in letzter Zeit viele Leute angestellt haben. Und das ist gar nicht so schlecht. Warum die deutsche Bundesregierung zu Hamsterkäufen riet, darüber gab es in erster Linie nur Spekulationen. „Deutschland hat diese Situation mit dem IS, und dann hat man ja auch mitbekommen, dass die Webseite des türkischen Energieversorgers gehackt wurde. Man muss bei solchen Dingen einfach sensibel sein“, meint Günther Haslauer, Pressechef des Österreichischen Zivilschutzverbandes.


In unserem Land gab es zwar keine speziellen Aufrufe zur Eindeckung mit Lebensmitteln, aber „da immer etwas passieren kann, sollte man grundsätzlich dahingehend eingerichtet sein, sieben Tage ohne Strom und Einkäufe auszukommen. Diese Regel gilt seit 50 Jahren, seit es den Zivilschutzverband gibt“, sagt Haslauer. Das waren in den Siebzigerjahren etwa die Kubakrise und die Angst vor Atomanschlägen. In den Achtzigern waren es die Atomkatastrophen und heute sind es in erster Linie Stromausfälle durch Cyberattacken.


Dass der Zivilschutz mittlerweile auch in der Popkultur angekommen ist, das beweisen zahlreiche Filme, Songs und Computerspiele, die sich mit Worst-Case-Szenarien und deren Folgen beschäftigen. Fakt ist aber: Wenn nichts mehr geht, ist man auf sich selbst gestellt. Das Wort Eigenverantwortung wird plötzlich riesengroß. Bewusst ist das kaum jemandem. Spätestens am 1. Oktober schrillten aber auch bei uns die Alarmglocken. In Form einer Sirenenübung in ganz Österreich. In Verbindung dazu gab es auch Informationstage zur Bevorratung. Da der Katastrophenschutz naturgemäß aufgrund der unterschiedlichen Gegebenheiten in den Bundesländern individuell geregelt ist, gibt’s in jeder Gemeinde und in den Städten eigene Zivilschutzbeauftragte, die man für nähere Infos kontaktieren kann.


Derzeit arbeitet eine Forschungsgruppe an einer Zivilschutz-App. Die sollte zwar bald verfügbar sein, ist aber auch nur präventiv sinnvoll und nicht im Fall eines Stromausfalles. Das worauf man sich dann wirklich verlassen kann, ist man selbst, und im besten Fall sind es noch die Nachbarn oder ehrenamtliche Helfer.


„Das Ehrenamt ist in Österreich eine wichtige Säule. Wir haben rund 200.000 Freiwillige, und das ist einzigartig“, sagt Haslauer, dem es wichtig ist, im Namen seines Präsidenten Johann Rädler zu sprechen. Gute Verbindungen zu anderen sind nicht nur, aber vor allem in Krisenzeiten besonders wichtig. Teilen, was man hat, helfen, wo man kann. Das gilt für Nahrungs- oder Hygienemittel ebenso wie für Informationen.


Dabei spielen die Amateurfunker eine große Rolle. „Sobald man über herkömmliche Methoden wie Telefone, Mobiltelefone oder das Internet nicht mehr kommunizieren kann, ist der Funk wichtig“, erklärt Barbara Zwingl, die sich um die Pressearbeit des Österreichischen Versuchssenderverbandes kümmert.


Das zeigte sich nicht nur 2014 bei dem starken Eisregen in Slowenien, der 200.000 Haushalte lahmlegte. Und das über mehrere Tage. Auch beim Lawinenunglück von Galtür waren es die Amateurfunker, die über den Funkweg Evakuierungen und Versorgungen organisierten. Es hat einen Grund, warum der türkische Präsident Erdogan nach dem Putschversuch über 3.000 Funklizenzen entzog. Ein Amateurfunkgerät kostet ebenso wie ein Kurbelradio keine Unsummen. Und zumindest kann man sich damit vorerst mal mit Informationen versorgen. Den Rest sollte man ohnehin schon daheim haben …

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