Die Erde und die Ozeane drohen in Plastik zu versinken, und wir gleich dazu. So kann es nicht weitergehen. Statt Demos und Sonntagsreden braucht es Lösungen. Eine solche hat ein Thailänder gefunden: Er verwandelt Plastik in Treibstoff, in sogenanntes Advanced Bio Oil! Einige Österreicher besuchten Dr. Metta Visessombat und nahmen seine Anlagen in Bangkok unter die Lupe.
Text: Martina Bauer
Eine Lastwagenladung Plastikmüll landet pro Minute (!) in unseren Meeren - so der WWF zu seiner Kampagne "Stopp die Plastikflut!". Ein reales Horror-Szenario: Tiere verenden durch Plastik, einst traumhafte Strände von Inseln sehen aus wie riesige Plastik-Deponien und letztendlich landet der Kunststoff in Fischen wieder auf unseren Tellern. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes zum Kotzen.
Plastik-Sackerl verbieten ist ein schöner Ansatz. Näher betrachtet aber auch nicht mehr als das, so lange geschälte (!) Orangen auf einer Plastikschale und mit Plastik verhüllt zum Kauf angeboten werden. So wie unzählige andere Lebensmittel. Vom Umgang mit Plastik in Ländern wo der Müll noch aus dem Fenster geworfen wird, ganz zu schweigen.
Thailänder erfindet "Transformator"
Die Welt hat ein Riesenproblem mit den Plastikbergen. Das ist offensichtlich, und zwar nicht erst seit sich diverse Klima-Propheten auf den Plan gerufen haben. Deren Kernkompetenz ist aber ohnehin das CO2. Es reicht auch nicht, gegen etwas zu demonstrieren. Lösungsorientierte Ideen sind das Gebot der Stunde. So eine wie Dr. Metta Visessombat sie hatte. Die letzte Station seiner internationalen Karriere absolvierte der Thailänder bei PepsiCo. Dort war er für den Bau von Getränkefabriken in verschiedenen afrikanischen Ländern zuständig. Auch 2001, zu einer Zeit, wo der Konzern auf Plastikflaschen umgestellt hat.
Noch mehr Plastik - just in jenen Ländern, wo das Müllproblem ohnehin nicht in den Griff zu bekommen ist. Ein Albtraum für Visessombat, der in London seinen Doktor für neue und erneuerbare Energien gemacht hat. Er verließ PepsiCo, um an der Universität Chulalongkorn in Bangkok ein Forschungsprojekt zu entwerfen, das darauf ausgerichtet war, Kunststoffabfälle in Kraftstoff umzuwandeln. Bereits 2003 wurde mit dem ersten Prototyp aus der genialen Idee ein zukunftsträchtiges Projekt.
Heute, 16 Jahre später, gibt's bereits fünf PolyPetron-Anlagen für Forschungszwecke, und eine der Generation 5.1 - die erste kommerziell finanzierte Maschine, die seit Mitte Juni täglich aus 20 Tonnen Plastikmüll 15.000 Liter Advanced Bio Oil oder Pyrolyse-Öl, wie das schwefelfreie Öl heißt, produziert. Das Verarbeitungssystem ist in sich geschlossen und somit CO2-neutral.
So funktioniert die Umwandlung
Der Networker Christian Gschwantner von der Umwelt-Community hat sich die Anlagen in Bangkok angesehen und erzählt im Gespräch mit alles roger?, wie sie funktionieren. "Zunächst wird das Plastik zerhäckselt, ungesäubert, also direkt von der Deponie. Danach werden die Teile via Förderband in die Maschine transportiert. Das Gut durchläuft dann acht Kammern, die sich über 32 Meter erstrecken und über Temperaturen von 70 bis 480 Grad verfügen. Es dauert exakt 45 Minuten, bis nach der Befüllung der erste Tropfen recyceltes Öl aus der Maschine kommt."
Chemisch ist das so zu erklären, dass die unterschiedlichen Kunststoffanteile in den verschieden temperierten Kammern, in denen es keine Sauerstoffzufuhr gibt, reagieren und dadurch aufgebrochen werden. Den Vorgang nennt man in der Fachsprache cracken. Dabei wird ein Teil zu Gas und der andere zu Dampf. Letzterer wird wieder abgekühlt und kommt in flüssiger Form als Advanced Bio Oil, oder nahezu schwefelfreier Treibstoff, aus der Anlage.
Abfälle gibt's keine
Mit dem Edelgas sowie mit einem Teil des Öls wird die Maschine wieder befeuert, wodurch sie so ähnlich wie ein Perpetuum Mobile funktioniert. Auch dazu muss sie nicht geöffnet werden, wodurch sie völlig schadstofffrei arbeitet. Der mit diesem Verfahren aus Plastik gewonnene Treibstoff hat einen Schwefelanteil von nur mehr 0,001 Prozent. Niedrigschwingende Motoren, wie jene von Schiffen, Bussen, LKW und Traktoren könnten direkt von dieser Maschine aus betankt werden und wären sofort fahrbereit. Die EU hat in einem Gesetz verankert, dass ab 2020/2021 sämtliche Ölkonzerne ihren Kraftstoffen 1,5 Prozent Advanced Bio Oil beimengen müssen. Bis 2030 sind es bereits zehn Prozent.
Vor allem für Reedereien mit Kreuzfahrtschiffen und Riesentankern wäre dieser Treibstoff die optimale Lösung. Die fahren bekanntlich auf hoher See mit hoch schwefelhaltigem Diesel und schalten erst vor bewohnten Küstengebieten auf den anderen Tank mit "besserem" Kraftstoff um, der aber noch immer viel Schwefel enthält.
Investition in die Umwelt
Wenn man bedenkt, wie sinnlos Milliarden versenkt werden, nehmen sich die Kosten für so eine Anlage mit zwei bis drei Millionen Euro fast günstig aus. Daraus gewinnt man pro Jahr nämlich satte 4.950.000 Liter Advanced Bio Oil, bei einer Netto-Laufzeit von 24 Stunden an 330 Tagen, die 30-tägige Servicierung bereits abgezogen. Die Finanzierung für die Anlage 5.1 erfolgte durch Großinvestoren und Multi Level Marketing. Letzteres ist oft verschrien, aber die klassische Mundpropaganda und Empfehlungsmarketing, wie es zum Beispiel von Medien für Abo-Verkäufe mit kombinierten Smartphone-Geschenken eingesetzt wird, sind auch nichts anderes. Dr. Metta Visessombat hat sich für diesen Weg entschieden, um seine Erfindung so rasch wie möglich weltweit bekannt zu machen. Das europäische Headquarter soll übrigens in Wien stationiert werden, wie ein Insider gegenüber alles roger? verrät. Produkt-Pakete gibt's schon für die kleinsten Börsen, richtiger Investor kann man ab 50.600 Euro werden.
Die Öl-Währung soll auf dem Krypto-Sektor jedenfalls auch in Zukunft eine harte sein. Eine Investition, die statt dem Bausparer oder dem Sparstrumpf derzeit groß in Mode ist. Erwerben kann man die Pakete in fünf Größenordnungen, von 165 Euro bis zu 7.600 Euro, und zwar über Reisegutscheine, die dann in weiteren Schritten in die Öl-Währung umgewandelt werden können. Man kauft also zunächst mal ein Produkt und keine Krypto-Währung. Warum das so umständlich ist, erklärt Stefan Schmid, ebenfalls Networker in der Umwelt Community, so: "Der Ablauf ist aus rechtlichen Gründen extrem kompliziert, weil man ansonsten de jure ein Problem bekommen würde. Nur Banken dürfen als Finanzdienstleister Währungen verkaufen. Bei uns kann man sich über einen Einladungslink registrieren, ein Paket wählen und dafür Reisegutscheine von Holiday Plus erstehen. Mit diesem Erwerb erhält man sogenannte Free Promotion Token, die man dann in Öl-Token umwandelt."
Direkter Einsatz am Meer
Vielleicht nicht die leichteste Übung, aber eine die sich lohnt. In erster Linie für die Umwelt. Hinzu kommt, dass sich die investierte Summe vermehren wird, denn der Kurs steigt bereits im jetzigen frühen Stadium. Zumindest hat man bei diesem Unternehmen nicht mit Negativzinsen zu rechnen - schon gar nicht fürs Gewissen. Die Visionen von Visessombat gehen nämlich noch viel weiter. Künftig sollen auf Plattformen auf dem Meer die Plastikteppiche direkt verarbeitet werden. Auch in Ländern, in denen Mülltrennung noch so gar kein Thema ist, wie zum Beispiel in Usbekistan, wo der Thailänder nicht nur seine Anlagen aufstellen, sondern gleich die Müllwirtschaft mitsamt -trennung auf Vordermann bringen möchte. Darum bereiste er mit Vertretern der Vereinten Nationen bereits das Land, um erste Vorgespräche zu führen. Empfangen wurde er dort wie ein Staatsoberhaupt, was verdeutlicht, wie wichtig sein Projekt ist.
Ähnliche Anlagen gibt's zwar auch bereits in anderen Ländern sowie in Österreich. Allerdings kommen die nicht annähernd an den Output jener in Thailand heran. Abgesehen davon, dass die weder in sich geschlossen - und somit nicht CO2-neutral - arbeiten, noch ohne Lösungsmittel auskommen. Bleibt nur zu hoffen, dass auch sie bald die nötigen Schritte zu mehr Effizienz machen können, denn die PolyPetron-Anlagen werden die massenhaften Plastikberge nicht alleine aus der Welt schaffen können. Aber es ist ein Anfang der Hoffnung macht, denn jammern und protestieren ist einfach viel zu wenig! Interessenten können sich an Petra Meyer unter [email protected] wenden.