Er will hoch hinaus. Ganz hoch. Und wenn er erst einmal dort ist, bleibt er auch dort. Für immer. Der gebürtige Kärntner Günther Golob will zum Mars. Und eine Kolonie gründen. Seine Chancen stehen gut. Text: Helmut Berger
202.586 Menschen haben sich bei dem Projekt Mars One, einer privaten Stiftung aus den Niederlanden beworben. Und alle hatten einen Traum: zu den 24 Auserwählten zu gehören, die zum Mars fliegen und den roten Planeten besiedeln sollen. Mittlerweile gibt es nur noch 100, die diesen Traum realisieren könnten. Und unter ihnen ist Günther Golob, Wahl-Grazer, gebürtiger Wolfsberger, dreifacher Vater, begeisterter Abenteurer.
Familiärer Rückhalt
Schon als Kind wollte er Astronaut werden. Wenn man in Österreich, in Kärnten aufwächst, scheint dieser Wunsch aber ein unerfüllter zu bleiben. Also ist er Bürokaufmann, PC-Administrator, Kommunikations- und Dokumentationstechniker mit einem Diplom in Projektmanagement geworden. Das ist auch beachtlich, keine Frage. Aber jetzt ist der 40-Jährige dem Universum plötzlich unerwartet nahe. Jetzt, da er selbst drei Kinder hat. Darunter einen siebenjährigen Sohn, der – ganz der Papa – auch Astronaut werden möchte. „Ohne den Rückhalt von Familie und Freunden hätte ich es nicht so weit geschafft. Sie stehen ganz hinter mir“, sagt Golob. Und das, obwohl er niemals vom roten Planeten zurückkehren wird, wenn er erst einmal da ist. Denn die Technologie dafür gibt es noch nicht. Allerdings: „Sie werden schon erwachsen sein, wenn die ersten Menschen zum Mars fliegen und ich dabei bin.“ Das soll nämlich frühestens 2027 passieren. Und außerdem will er mit seinen Kindern per Internet kommunizieren. Technisch soll das möglich sein, es wird aber eine Zeitverzögerung geben: „Je nachdem, wie weit der Mars von der Erde entfernt ist, werden es sechs bis zwanzig Minuten sein“, erklärt der Astronaut in spe.
Hartes Auswahlverfahren
Von Mars One hat Golob im Fernsehen erfahren. Und nachdem er die Homepage der Stiftung besucht hatte, war für ihn klar, dass er sich bewerben wird. Seitdem musste er sich immer wieder beweisen, das Auswahlverfahren ist hart. Prüfungen, Tests, Untersuchungen, Survivaltrainings. Die letzte Runde besteht aus drei Teilen. „Zuerst wird es eine gruppendynamische Challenge geben, wir haben Aufgaben in Teamarbeit unter Beobachtung von Psychologen zu bestehen – es wird um Problemlösung und Organisationsfähigkeit gehen“, erzählt Golob. Danach testet man das Lern- und Teamverhalten der Kandidaten mehrere Tage lang in isolierten Gruppen. Darauf folgen die sogenannten Mars Settler Suitability Interviews. Und dann stehen sie fest, die 24 ersten Marsbewohner. Ob Günther Golob unter ihnen ist, weiß er erst im nächsten Jahr. Die Zeit bis dahin will er möglichst gut nützen. Mit Höhentrainings, Tauch- und Kletterkursen. Furcht habe er jedenfalls nicht. „Ein gesunder Nervenkitzel ist vorhanden, aber Angst darf man bei solch einem großartigen Projekt nicht haben. Sollte alles klappen, freue ich mich schon auf die Ausbildung, und natürlich wäre ich ein sehr stolzer Mann, auf einem anderen Planeten zu arbeiten und zu leben.“
Kritische Stimmen
Mars One bezahlt den Auserwählten eine mehrjährige Ausbildung zum Astronauten in den USA. In Fachkreisen ist das Projekt aber umstritten. Nicht nur, weil die Raumfahrer die Erde nie wieder betreten werden. Die Frage ist, ob sie sie überhaupt jemals verlassen. Experten sind der Meinung, das Ganze sei unausgegoren. Doch Günther Golob ist überzeugt: Aufgrund des technischen Fortschritts sind die ersten Astronauten um 2030 unterwegs zum Mars. Und vielleicht wird er einer von ihnen sein.