Filmfans kennen dieses einzigartige Gesicht, die Twister tanzenden Zähne und die tränensackumrandeten Hundeaugen. Nur wenige wissen, wie der Hollywoodstar heißt. Steve Buscemi. alles roger? bat den Charakterdarsteller zum Interview.
Interview: Roland Hofbauer
Herr Buscemi, Sie gelten nicht gerade als einer der schönsten Darsteller der Filmbranche, dennoch spielen Sie in unzähligen Movies mit. Was ist Ihr Geheimnis?
Also erst einmal, ich bin ein gefragtes Topmodel, eben nur nicht auf diesem Planeten. Ich muss auch ehrlich sagen, ich finde mich selber ziemlich scharf, zumindest manchmal. Im Prinzip gibt es da ja nicht viel auszusetzten, eventuell die Zähne ein bisschen und die Augenhöhlen, die Tränensäcke. Ein paar 100.000 Dollar investiert, und ich sehe aus wie Justin Bieber. Aber im Ernst, ich habe nie mit meinem Aussehen gehadert, es muss auch Charakterköpfe geben. Gerade wegen meines nicht so kommerziellen Aussehens werde ich ja so oft gebucht.
Was ist denn Ihre Paraderolle, und wen würden Sie gerne noch spielen?
Meine größte und wahrscheinlich auch bekannteste Rolle ist natürlich die von Enoch „Nucky“ Thompson in Boardwalk Empire. Diese Rolle habe ich fünf Staffeln mit Leib und Seele verkörpert. Ich wusste fast nicht mehr, wer wer ist. Irgendwann haben mich sogar meine Freunde mit Nucky angesprochen, und ein paar machen es immer noch. Ich bin in dieser Rolle aufgegangen, aber ich spiele auch gerne den Vollidioten wie in Pfundskerle oder den lautlosen Killer wie in Das Leben nach dem Tod in Denver. Durch Boardwalk Empire bin ich zu den ersten richtig erotischen Sexszenen gekommen, und das gleich mit mehreren Damen. Ich sag ja, das war die Rolle meines Lebens.
Sie spielen so ziemlich jeden Act, egal ob in Armageddon, Reservoir Dogs oder Kultfilme wie Fargo. In wie vielen Filmen haben Sie schon gespielt?
In nicht halb so vielen wie Samuel L. Jackson, denn der ist in jeden Film. Es gibt einen Witz in der Branche, der geht so. Unterhalten sich zwei Personen. Fragt die eine: Wer ist eigentlich Samuel L. Jackson. Sagt der andere: Kennst du Hollywoodfilme. Der eine: Ja, natürlich. Darauf der andere: Er ist der Schwarze. Er hat wirklich bei jedem Movie mitgewirkt, ich glaube er hat eine andere Zeitrechnung, bei ihm hat das Jahr 500 Tage, sonst könnte sich das niemals ausgehen.
Sie haben ja schon jeden Job gemacht, den es gibt, was fehlt Ihnen noch in Ihrer Sammlung?
Eindeutig Pornostar, aber sonst habe ich wirklich alles gemacht. Ich war Verkäufer, Möbelpacker, Comedian, und ich war auch Feuerwehrmann. Anfangs wollte man mich trotz meiner Ausbildung am New Yorker Lee-Strasberg-Schauspielstudio nirgendwo spielen lassen, ich war den Studios anscheinend doch zu hässlich.
Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 arbeiteten Sie nach über 15 Jahren wieder als Feuerwehrmann, um am Ground Zero in Zwölf-Stunden-Schichten Schutt zu beseitigen. Wie war diese Extremsituation für Sie?
Da zu helfen war meine verdammte Pflicht als guter Amerikaner, und viele haben auch so gehandelt und bedingungslos geholfen. Wenn sein Land angegriffen wird, sollte jeder bereit sein, es zu verteidigen oder zumindest zu helfen. Die Frage hat sich gar nicht gestellt, ob ich was tue, lediglich die Frage, wie schnell kann ich etwas machen.
Was halten Sie eigentlich von Barack Obamas Politik?
Ich habe ihn anfangs sehr unterstützt, mittlerweile kann ich nicht mehr zu 100 Prozent hinter ihm stehen. Da gab es zu viele Kriege und Tötungen, sogar auf amerikanischem Boden. Dem ganzen Land geht es nicht gut, und das wird mit Kriegstreiberei kaschiert. Die ganze Welt spielt gerade verrückt, und ich habe den stillen Verdacht, dass die USA daran nicht ganz unschuldig sind. Wir müssen aufpassen, dass es nicht zu einem nächsten Weltkrieg kommt, denn diesmal bleibt keiner übrig, das kann ich euch versprechen.
Wäre Ihnen Donald Trump als Präsident lieber?
Um Gottes willen, was hast du denn geraucht! Aber im Ernst, ich halte mich eigentlich ganz gerne aus der Politik heraus, das sollen Leute machen, die es können und nicht auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind. Leider gibt es die nicht mehr, oder zumindest kenne ich kaum welche.
Sie sind seit 1987 verheiratet, ohne Skandale und anscheinend auch wirklich glücklich.
Jetzt einmal ganz ehrlich, meine Frau ist wunderschön und ich somit im ewigen Zugzwang. Der Glöckner von Notre Dame hätte seine Esmeralda auch nie betrogen und ein Leben lang auf Händen getragen – wenn man ihn gelassen hätte.
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