Beziehungsweise Liebe

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Sechs Tipps für eine gesunde und lange Beziehung, die herkömmlich als kontraproduktiv gesehen werden. Dinge, die als unromantisch gelten und das Bild der "wahren Liebe" in ein neues Licht rücken.

In der heutigen Gesellschaft muss alles perfekt sein. Das Aussehen, der Beruf und auch die Liebe. Alle streben nach der perfekten Figur, dem Traumjob und der wahren, großen Liebe. Doch die Definition dieser wahren Liebe lässt keine Fehler zu. Wer streitet, hat schon verloren. Wer einem knackigen Hintern nachschaut, sollte lieber gleich Schluss machen. Kurz: ein utopisches Bild. Wir sind auch nur Menschen. Und in einer gesunden Beziehung gibt es auch einmal Regentage. Doch davon geht die Welt nicht unter. Sondern verhilft zu sonnigen Tagen.

1. Uneinigkeit erlaubt.
Man muss nicht immer auf einen grünen Zweig kommen, macht John Gottmann, der Beziehungs-Guru aus den USA, deutlich. Es geht nicht darum, jedes kleinste Problem aufzurollen, von jeder Seite zu betrachten und sich auf eine Lösung zu einigen. In den Untersuchungen des amerikanischen Psychologen streiten Paare auch nach vierzig Jahren über die gleichen Dinge. Das gehört einfach dazu. In der Liebe gibt es Sachen, die man akzeptieren muss, auch wenn es einem nicht gefällt. Oft führt der Versuch einen Konflikt zu lösen zu noch größeren Diskussionen. Die es meistens gar nicht wert sind. Anstatt sich auf Uneinigkeiten zu konzentrieren, sollte der Fokus auf den Gemeinsamkeiten liegen. Es gilt: Leben und leben lassen.

2. Kritik üben erlaubt.
Man muss nicht immer Ja und Amen sagen, nur damit der Partner nicht beleidigt ist. Wenn Frau ein Kleid trägt, das Mann nicht gefällt, darf er das ruhig sagen. Und wenn Mann wieder utopische Wagnisse plant, darf Frau ihn auch darauf hinweisen. Ohne dass der andere eingeschnappt ist! Man darf in einer Partnerschaft den Mund aufmachen. Auch, wenn es nicht gefällt. Es geht nicht darum, dass der andere immer zufrieden ist. Man sollte sich selber nicht zurücknehmen müssen, damit der andere glücklich ist. Denn sonst sind es am Ende beide nicht mehr. Es braucht Ehrlichkeit mit Maß und Ziel.

3.Ich-Sein erlaubt.
Es ist wichtig, sich selber nicht zu verlieren. Die Liebe über das eigene Dasein zu stellen, ist nicht gesund. Romeo und Julia gilt als romantisch. Zwei Liebende, die bis zum Tod gehen, um vereint zu sein. Doch eigentlich wurde die Geschichte als Satire geschrieben. Um aufzuzeigen, was Liebe mit einem macht. Junge Liebe, die einen zu Dingen befähigt, die man nie tun würde. Gift zu nehmen beispielsweise, nur weil die Eltern das Mädchen nicht mögen. Doch die Gesellschaft liebt Bis-der-Tod-uns-scheidet-Paare. Ein Partner, der da ist, egal was passiert. Das Denken kann aber zu Starrheit führen. Es gibt keinen Grund mehr, an sich zu arbeiten oder zu wachsen. Es ist wichtig, dem entgegenzuwirken. Und manchmal muss man beenden, was beendet gehört. Bevor man sich selber verliert. Nicht alle Partnerschaften sind für die Ewigkeit bestimmt. Und das ist gut so.

 
Man muss sich nicht schlecht fühlen, wenn man jemanden attraktiv findet. Wer als Single auf Megan Fox steht, wird es auch in einer Partnerschaft. Nur weil man jemanden liebt, heißt das nicht, dass man mit keiner fremden Seele mehr reden oder sie anschauen darf. Das ist ungesund. Und wider unsere Natur. Wir sind dazu fähig, mehrere Menschen anziehend zu finden. Wer sich trotzdem dazu zwingt, jegliche Regungen zu unterdrücken, landet irgendwann mit der Sekretärin im Abstellkammerl. Und fragt sich im selben Moment, warum er das getan hat. Oder es endet in übertriebener Eifersucht und fehlendem Vertrauen. Dem kann man vorbeugen, wenn man seine Gefühle und Gedanken zulässt. Sie akzeptiert und wieder gehen lässt. So bekommen sie keine Macht über einen. Gefühle kann man nicht steuern, aber seine Handlungen. Und die sind schlussendlich ausschlaggebend.

5. Leben erlaubt.
Wir kennen es alle: Der Freund, der sich nicht mehr meldet, weil er eine Freundin hat. Das Mädchen, das plötzlich auf Comics und Metal-Musik steht, weil es der Freund tut. Das Paar, das der Erdboden verschluckt hat. Ein Phänomen der Liebe. Sein Leben aufzugeben führt aber zu keiner dauerhaften Beziehung. Es ist wichtig, verschiedene Freunde zu haben, Hobbys alleine auszuüben und sich Zeit für sich selber zu nehmen. Dadurch erkennt man, wer man ist. Wer man geworden ist. Und warum man sich für seinen Partner entschieden hat. Das Feuer der Liebe braucht Luft, um zu brennen.

6. Fehler erlaubt.
Kein Mensch ist perfekt. Je früher man das akzeptiert, umso früher findet man den perfekten Partner. Es gibt zwei Möglichkeiten: Man scheitert daran, den anderen zu perfektionieren, oder man erkennt, dass das Gegenüber schon perfekt ist. Man muss sich vor einer Beziehung bewusst machen, ob man die Fehler des anderen akzeptieren kann oder nicht. Denn ändern kann man keinen Menschen. Liebe bedeutet, die Fehler des Partners zu akzeptieren oder sogar zu schätzen. Und ganz ehrlich, perfekt wäre doch langweilig. Erst durch unterschiedliches Denken eröffnet der Partner neue Horizonte. Lässt einen fremde Orte entdecken, neues Essen probieren und andere Kulturen kennenlernen. Ganz einfach gesagt: Man ergänzt sich. Und das zeichnet wahre Liebe aus.


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