Seit Jahrzehnten wird die Sonne, vor allem von Hautärzten, verteufelt. Solarien erst recht. Die Hauptfolge davon ist ein enormer Mangel des lebenswichtigen Vitamin D in der Bevölkerung. Wie zahlreiche Studien zeigen, sind die Folgen für die Gesundheit fatal. Doch jetzt häufen sich die Veröffentlichungen und Expertenstimmen, die der Dauerpropaganda gegen ein ?sonniges Leben? widersprechen.
Text: Klaus Faißner
Ende Jänner
erschienen zwei Veröffentlichungen einer internationalen Forschergruppe rund um
Jörg Reichrath, leitender Oberarzt der Uni-Hautklinik Homburg. Für die erste
Veröffentlichung untersuchten sie zahlreiche wissenschaftliche Studien,
die einen Zusammenhang von künstlicher UV-Strahlung und dem schwarzen Hautkrebs
erforschten. Zwar stellten Reichrath & Co. hier bei den Nutzern von
Solarien eine gering erhöhte Melanom-Rate fest, allerdings fanden sie bei den
ausgewerteten Studien erhebliche Schwächen: "So basieren viele Ergebnisse
hauptsächlich auf Beobachtungen, die aufgrund mangelhafter Datenlage keine
kausalen Zusammenhänge beweisen", heißt es in einer Presseaussendung.
In ihrer zweiten Arbeit nehmen die Autoren zu zwei kürzlich von der EU und der Weltgesundheitsorganisation WHO veröffentlichten Berichten Stellung. Diese Berichte behaupten, dass die UV-Strahlung in Solarien für einen beträchtlichen Anteil aller Hautkrebs-Erkrankungen verantwortlich ist. Daher gebe es keine sichere Obergrenze für künstliche UV-Strahlung. Reichrath und seine Kollegen kritisieren diese Aussagen: "Die Einschätzungen der beiden Gremien basieren auf einer unvollständigen, unausgewogenen und unkritischen Literaturauswertung." Und weiter: "Der derzeitige wissenschaftliche Kenntnisstand unterstützt nicht die Schlussfolgerung, dass maßvolle Solariennutzung das Risiko, an schwarzem Hautkrebs zu erkranken, erhöht."
Sonne ist mehr als Vitamin D
Schon längere Zeit
argumentiert der Arzt Hartmut Glossmann, Gründer des Institutes für
Biochemische Pharmakologie an der Universität Innsbruck, für die ausreichende
Vitamin-D-Aufnahme über die Sonne und Solarien. "Orales Vitamin D3 ist kein
ausreichender Ersatz für die günstigen Wirkungen von Sonnenlicht
beziehungsweise von Solarien!", erklärt er gegenüber alles roger?. "Die
gesundheitsfördernde Wirkung der Sonne geht nach heutigen Erkenntnissen weit
über die Produktion des lebensnotwendigen Vitamin D hinaus." Er verweist auf
eine 2013 in der Fachzeitschrift Dermato Endocrinology veröffentlichte Studie,
nach der die UV-B-Strahlung zur Bildung von insgesamt über 100 hormonähnlichen
Stoffen führt.
Er erzählt, dass inzwischen auch viele Hautärzte auf Sonnenurlaub fahren und gut gebräunt zurückkommen. Trotzdem geht die Verteufelung von Sonne und Solarium munter weiter. "Dermatologen leben davon, dass so ein Wirbel um harmlose Hautkarzinome gemacht wird. Vorsorgeuntersuchungen der Haut werden gepusht und die Gesundheitsindustrie ist nicht daran interessiert, dass die Menschen gesund leben", so Glossmann. Trotzdem rät er dazu, regelmäßig zum Hautarzt zu gehen, um Vorläufer von Hautkrebs "zu erkennen und gegebenenfalls behandeln zu lassen". Als "harmlos" bezeichnet er den hellen Hautkrebs (das Basaliom), der weit häufiger vorkommt als der schwarze Hautkrebs. "Sonnenbrände sind unbedingt zu vermeiden - eine leichte Rötung der Haut ist das Limit", so Glossmann.
UV-B-Strahlung ist
gesund
Seriöse Studien
haben ergeben, dass es um ein Vielfaches besser ist, regelmäßig, vernünftig in
die Sonne zu gehen als die Sonne zu meiden. Für die kalte Jahreszeit gilt
Ähnliches für Solarien. Die ausreichende sowie vernünftige natürliche und
künstliche Besonnung über UV-B-Strahlen - weitgehend ohne sich mit Sonnencreme
einzuschmieren - bewirkt ...
> eine höhere
Lebenserwartung (zum Beispiel "Miss-Studie" aus Schweden) und die geringere
Wahrscheinlichkeit, an Alzheimer zu erkranken sowie
> eine stark
verringerte Wahrscheinlichkeit, Herz-Kreislauf- oder Krebserkrankungen zu
bekommen.
Placebo-kontrollierte Studien zeigten gesundheitliche Vorteile bei der oralen Einnahme von Vitamin-D-Präparaten in erster Linie nur bei Infektionserkrankungen von Kindern und bei der Verhinderung von - altersbedingten - Knochenbrüchen, vor allem bei Älteren.
Vitamin D durch Solarienbesuch
Glossmann weist darauf hin, dass es eine Messmethode für Vitamin D gibt, die das über UV-B-Strahlen gebildete Vitamin D anzeigt - und nur diese liefere mit dem sogenannten "25-Hydroxy-Vitamin-D-Spiegel" wirklich brauchbare Ergebnisse. Der optimale Wert im Blut belaufe sich auf 40 Nanogramm pro Milliliter (beziehungsweise 100 Nanomol pro Liter), deutlich darunter sollte dieser nicht sinken. Bei mündlicher Einnahme von Vitamin-D3-Präparaten "reagieren die Menschen mit ganz unterschiedlichen Blutspiegeln - in Extremfällen sogar mit einem Abfall des ursprünglichen Spiegels", so Glossmann. Verlässlich sei hingegen die natürliche und künstliche Besonnung: "Im Gegensatz dazu sind die Bildung und die biologische Verfügbarkeit des Vitamin D3 über die Sonne oder über Solarien zuverlässig und biologisch hervorragend geregelt - wenn Letztere ein ähnliches Verhältnis von UV-A- zu UV-B-Strahlen liefern könnten wie die Sonne. Aufgrund gesetzlicher Vorschriften dürfen Solarien diesen Wunsch nur begrenzt erfüllen, jedoch ist die Bildung von Vitamin D3 nach Solarienbesuch wissenschaftlich gesichert." Somit sollten für die Monate November bis März, in denen der Vitamin-D-Spiegel nach dem Sommer langsam absinkt, Solarien eine Option für die Erlangung einer besseren Gesundheit sein. Wichtig ist es nachzufragen, ob UV-B-Strahler eingesetzt werden.
"Sonnenfleisch" und Höhensonne
Nicht ins
Sonnenstudio sollten Personen mit besonders heller Haut, roten Haaren und
vielen Muttermalen. Auch verweist Glossmann darauf, dass der Verzehr von
Wildfleisch und auch Fleisch von Rindern, die im Sommer draußen und nicht im
Stall sind, den 25-Hydroxy-Vitamin-D-Spiegel heben. Lediglich Patienten mit
unterdrückter Immunreaktion, Heimbewohner und Großstadtkinder, die das
Sonnenlicht kaum sehen, sollen laut Glossmann, um einem massiven
Vitamin-D-Mangel vorzubeugen, am besten teure 25-OH-D3-Präparate einnehmen.
Wenn diese nicht erhältlich sind, empfiehlt er andere hochwertige
Vitamin-D3-Präparate.
Weitere Möglichkeiten, den Vitamin-D-Spiegel im März zu heben, sind Wintersportaufenthalte in höheren Lagen, ein Sonnenurlaub im Süden oder die Anschaffung von Heimsonnen- beziehungsweise Höhensonnen-Speziallampen. Diese weisen ein ähnliches Lichtspektrum wie die Sonne auf, sind aber schwer zu bekommen, wie alles roger? bereits berichtete. Für Terrarientiere ist beispielsweise die 300-Watt-Lampe E27 UV von Osram, Ultra Vitalux, im Handel. Menschen berichten von beachtlichen Wirkungen und deutlich verbesserten Vitamin-D-Werten. Auf den Schutz der Augen (Solariumbrille) ist in so einem Fall ebenso unbedingt zu achten, wie darauf, keinen Sonnenbrand zu bekommen. Auch benötigen diese Lampen eine eigene Keramikfassung, weil sie sehr heiß werden, und ein Schutzgitter.
Ab April im Freien sonnenbaden
Sonne ist Leben.
Von ihrer Verteufelung profitierten ganze Industriezweige wie die Hersteller
von Sonnencremen oder von Vitamin-D-Präparaten sowie die Hautärzte. Es ist
Zeit, wieder auf den Boden der Realität zurückzukehren und bis März - so es
passt - eine künstlichen Sonne sowie ab April die echte Sonne zu genießen.